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(Text und Fotos: Autor) Es ist vorbei. Genauso heimlich und intransparent wie die letzten Jahre des kroatischen MiG-21-Betriebs verliefen, enden sie auch: mit zwei nicht angekündigten Flügen am 19. Dezember 2024. Bei einem davon, dem vorletzten, war ich dabei. Da es keine offizielle Verlautbarung zum Ende des kroatischen MiG-21-Betriebs gab, hielt sich die Hoffnung noch bis zum 3. Februar. An diesem Tag machte eine Nachricht aus der Pressestelle der kroatischen Luftstreitkräfte unmißverständlich klar: die kroatischen MiG-21 sind nicht mehr aktiv. Immerhin war mit dieser Nachricht die Mitteilung verbunden, daß ich zu einem Abschiedsbesuch nach Pleso kommen durfte. Und wenn dort auch keine MiG-21 mehr flog, so durfte eine Maschine zumindest mit eigener Kraft rollen und mir die Impressionen verschaffen, die mir in Kroatien viele Jahre lang verwehrt wurden. Mit der Außerdienststellung der letzten europäischen MiG-21 endet nicht nur eine Ära der militärischen Luftfahrt. Für mich persönlich geht ein mehr als 35 Jahre dauernder Lebensabschnitt zu Ende. Die MiG-21 hat mein gesamtes Erwachsenenleben begleitet. Und auch wenn meine Beschäftigung mit der MiG-21 ganz sicher noch nicht vorbei ist, markiert der Abschied der MiG-21 aus Europa doch einen wesentlichen Einschnitt. Mein direkter Kontakt mit der MiG-21 beginnt 1988, zu einem Zeitpunkt, als noch mehrere Tausend MiG-21 in Europa aktiv sind. Aber schon zwei Jahre später endet mit dem Verschwinden der DDR und ihrer Armee nicht nur vorfristig mein Wehrdienst, sondern auch der Einsatz der MiG-21 im östlichen Teil Deutschlands, nachdem bis Mitte der 80er Jahre bereits die dort stationierten sowjetischen MiG-21 durch neuere Typen ersetzt worden waren. Als sie gut ein Jahrzehnt zuvor noch die Ausstattung der meisten sowjetischen Regimenter in Deutschland bildeten, war die MiG-21-Konzentration auf dem Territorium der DDR die höchste in der ganzen Welt. Als die Zeichen der Zeit also schon auf Abschied stehen, kommt mit dem neuerstandenen Kroatien sogar noch ein Nutzerland hinzu. Und niemand hätte zu diesem Zeitpunkt vorhersagen können, daß die Geschichte der europäischen MiG-21 noch gut 30 Jahre weitergehen würde. 1998 trennt sich mit Finnland das erste Nutzerland regulär von der MiG-21, dann folgen Ungarn, Polen, die Slowakei, Tschechien und Albanien in kurzen Abständen. Manchmal wird die MiG-21 feierlich verabschiedet, zuweilen wird der Flugbetrieb aber auch sang- und klanglos eingestellt. Während die MiG-21 aus großen Teilen Europas verschwindet, schafft Rumänien mit dem LanceR-Modernisierungsprogramm ab Mitte der 90er Jahre die Grundlage für den langfristigen Weiterbetrieb der MiG-21, die mit der Außerdienststellung von MiG-23 und -29 als einziger Typ im Bestand bleibt. Kroatien zieht mit einem wesentlich weniger ambitionierten Programm nach. Da zudem in Bulgarien und Serbien weiterhin nicht-modernisierte Maschinen im Dienst stehen, bleibt für rund zehn Jahre die Zahl der europäischen MiG-21-Nutzer unverändert, wenngleich die Flotten weiter schrumpfen. Als schließlich in diesen Ländern das Ende absehbar ist, beginnt auch für mich Abschied von den europäischen MiG-21. Davor liegen aber noch einige Höhepunkte, die mir dauerhaft in Erinnerung bleiben werden. Während mein Besuch in Batajnica 2010 tatsächlich der letzte bei den serbischen MiG-21 bleiben sollte und ich das leise Sterben der Flotte nur von fern beobachtet habe, erhielt ich in den letzten Tagen des bulgarischen MiG-21-Einsatzes die unvergeßliche Gelegenheit, die MiG-21 aus der Luft und in der Luft zu erleben und zu fotografieren. In der Folge habe ich meine ohnehin engen Kontakte nach Rumänien intensiviert und mit dem letzten Tag der offenen Tür Cāmpia Turzii 2017, dem Besuch der Basis 2018 sowie der Bucharest International Airshow 2019 die jeweils besten Ausgaben dieser Ereignisse erlebt. Dann kam die weltweite Corona-Hysterie und statt mittendrin zu sein, blieb nur noch die Rolle als mehr oder minder geduldeter Zaungast in Zagreb 2020, 2021 und 2022. Schon ein - verglichen mit früheren Jahren - bescheidener Airshow-Auftritt wurde zum Erlebnis. Kaum war die "Pandemie" abgeflaut, sorgten Ukraine-Krieg und politische Ränkespiele dafür, daß alles ganz schnell ging. Mit ein paar Federstrichen wurde aus dem mehrjährigen Weiterbetrieb der rumänischen MiG-21 nur noch eine Gnadenfrist von knapp einem Jahr, in der es mir nur mit Mühe gelang, nochmals Flugbetrieb hautnah erleben zu können - wenn auch mehr geduldet als willkommen in Cāmpia Turzii und Feteşti. Nachdem dann gar kein Zugang mehr gewährt wurde, führte der harmlose Blick von draußen dann schon zum Eklat, zur Spionage-Anklage und zur Verweigerung der Teilnahme an der ohnehin schon mageren Abschiedsfeier. Kein Happy-End also. Was dann noch blieb, war eine Handvoll kroatischer MiG-21, deren direkter Besuch mir zuletzt 2002 (!) erlaubt worden war und die erst mit den Einschränkungen der Corona-Zeit wieder in meinen Fokus gerückt waren. Fehlende Informationen und Genehmigungen wurden durch Enthusiasmus und Tausende von gefahrenen Kilometern kompensiert. Und um so näher der Abschied rückte, um so kleiner konnte der Anlaß sein, um sich wieder auf den Weg zu machen. Beginnend im Spätsommer 2023 nutzte ich jeden angekündigten Flug der MiG-21, um nach Zagreb zu fahren. Und da die Meldungen, wann es denn nun wirklich vorbei sei mit dem MiG-21-Betrieb, jeden Monat anders lauteten, wurden es dann noch sechs Reisen nach Zagreb im Laufe der Jahres 2024, fünf als Zaungast und eine als Besucher der Airshow AirVG. Der Besuch in Pleso im März 2025 markiert dann den versöhnlichen Abschluß dieses Kapitels. Alles in allem bin ich im Laufe der Zeit mehr als 20 Mal nach Kroatien und einmal auch zum Auftritt einer kroatischen MiG-21 im Ausland gereist. Hier die komplette Bilanz:
92 Zrakoplovna Baza Pula 2001 Von all diesen Begegnungen mit den kroatischen MiG-21 wird mir vor allem die spektakuläre Vorführung der 'Kockica' bei der CIAV 2006 immer in Erinnerung bleiben:
Die Geschichte der MiG-21 ist noch nicht zu Ende. Auch wenn Indien kurz davor steht, seine letzten modernisierten Exemplare außer Dienst zu stellen und die wenigen verbliebenen MiG-21 in Syrien den Sturz Asads und die nachfolgenden israelischen Luftschläge kaum überlebt haben dürften, finden sich flugfähige Maschinen aus sowjetischer Produktion immer noch im aktiven Dienst in Nordkorea, vielleicht auch noch Libyen und Kuba. Ob es mir gelingen wird, sie (nochmals) fliegen zu sehen? Besser stehen die Chancen für die J/F-7 aus chinesischer Produktion, die noch im Herstellerland, aber auch in Namibia, Tansania, Simbabwe, Nigeria, im Iran, in Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Myanmar und wiederum in Nordkorea im Einsatz stehen. Aber auch hier dürfte es schwer werden, die notwendigen Genehmigungen zu erhalten. Einfach mal so an den Flughafenzaun zu fahren wie in den letzten Jahren in Zagreb, ist dort sicher keine Option...
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