|  |  | 
  
    |   
   Dieter FlohrTypenatlas Flugzeuge und Hubschrauber der NVA
 GeraMond Verlag 2017
   |  
    | 120 Seiten, Format 16,5 x 23,5 cm, ca. 250 Abbildungen, ISBN 978-3-86245-318-4   |  
    | Mit dem Typenatlas Flugzeuge und Hubschrauber der NVA hat
      Dieter Flohr, der bisher vor allem mit Publikationen zur Volksmarine der DDR in
      Erscheinung getreten ist, sich erstmalig mit den Luftstreitkräften /
      Luftverteidigung (LSK / LV) beschäftigt. Die Idee, eine Übersicht über die
      Luftfahrzeuge dieser Teilstreitkraft anzubieten, ist dabei nicht neu, wie man
      schon einem Blick in das Quellenverzeichnis entnehmen kann. Bereits vor dem
      Fall der Mauer wurde ein zweibändiges Werk zu den Luftfahrzeugen der
      Streitkräfte der DDR veröffentlicht, das sich durch eine für die
      Entstehungszeit ungewöhnliche Offenheit und Detailliertheit auszeichnete. Allerdings
      ist das hier besprochene Buch das erste, das diesen Überblick in einem Band
      bietet. Ein klarer Vorteil ist die Übersichtlichkeit der Darstellung, die sich
      schon aus Platzgründen auf die wesentlichen Fakten beschränkt. Dem Buch vorangestellt ist ein historischer Abriß, der die
      wesentlichen Stationen des Aufbaus der Streitkräfte in der DDR korrekt
      wiedergibt und die Entstehung der Luftstreitkräfte als VP-Luft auf 1952
      datiert. Insofern ist nicht nachvollziehbar, warum der Rücktitel einen
      Überblick über Flugzeuge und Hubschrauber der NVA "von 1949 bis 1989"
      ankündigt, zumal im Buch dann weiterhin richtig beschrieben wird, daß die NVA
      erst 1956 gegründet wurde. Da davon auszugehen ist, daß mehr als ein
      Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR auch jüngere oder mit dem
      Innenleben der DDR nicht vertraute historisch Interessierte dieses Buch lesen,
      wäre ein Abkürzungsverzeichnis eine wünschenswerte Ergänzung. Im Typenteil sind jeder beschriebenen Version eines
      Flugzeugs oder Hubschraubers ein bis zwei Seiten gewidmet, jeweils ausgestattet
      mit Bildern, einem erläuternden Text und einer Tabelle mit technischen Daten.
      Besonders interessant sind dabei die Kapitel, die sich mit Fluggeräten
      beschäftigen, die auch bei Volksmarine oder im Zusammenwirken mit dieser im
      Einsatz waren. Dort bringt der Autor offensichtlich eigene Erfahrungen und
      Erinnerungen und damit auch Fakten ein, die dem Rezensenten bisher unbekannt waren.
      Erfreulich ist die große Zahl von Fotos aus der Einsatzzeit der Flugzeuge und
      Hubschrauber, wobei weniger und dafür größere Bilder sicher einen
      Informationsgewinn dargestellt hätten. Zur Beurteilung der fachlichen Qualität hat der Rezensent,
      der durchaus kein Experte in Sachen Geschichte der LSK / LV ist und sich bei
      seiner Beschäftigung mit dem Thema immer auf die MiG-21 beschränkt hat, sich
      auf die Abschnitte des Buches zu diesem Flugzeugtyp konzentriert.
      Dabei werden zahlreiche Schwachstellen sichtbar. Das beginnt bereits mit dem
      zweiten Satz zum Thema, wo behauptet wird, daß die ersten Maschinen beim
      JG-3 in Preschen eingesetzt gewesen wären. Richtig ist, daß das JG-8 in
      Marxwalde die ersten MiG-21F-13 erhielt. Und natürlich endete die chinesische
      Fertigung der MiG-21 - sofern das für ein Buch über die NVA überhaupt relevant
      ist - nicht bereits "etwa 1995", sondern 2016. Richtig "wild" wird es dann bei der nächsten
      Version, der MiG-21PF, die der Autor unter ihrer in der NVA verwendeten
      Bezeichnung MiG-21PFM auflistet. Da sollen dann nur einige PF geliefert und
      dann zur PFM "hochgerüstet" worden sein. Und Unterscheidungsmerkmal
      wäre das von der Rumpfunter- auf die -oberseite verlegte Staurohr. Das ist
      richtig - aber natürlich im Vergleich zur MiG-21F-13. Schließlich versteigt
      sich der Autor noch zu der Behauptung, das Radargerät hätte sich als
      unbrauchbar erwiesen und die Maschinen wären auf das RP-22 (der MiG-21bis)
      umgerüstet worden, was schlicht Unfug ist. Offensichtlich ist ihm auch nie
      klargeworden, daß die offizielle Typenbezeichnung MiG-21PFM zu der Version
      gehört, die bei der NVA als SPS bzw. SPS-K bezeichnet wurde, denn anders ist
      nicht zu erklären, daß im Abschnitt zur MiG-21PF gleich zwei Bilder der
      späteren Version auftauchen. Dieses Kapitel dann noch mit einer MiG-21PF mit dem
      bundesdeutschen Hoheitskennzeichen (die die ausgesonderten Maschinen offiziell nie erhielten) zu illustrieren,
      rundet das traurige Bild an dieser Stelle ab. Warum im Kapitel über die MiG-21SPS/SPS-K (alias PFM) das
      Bild eines Flugzeugführers in der Kabine einer Su-22 erscheint ("zum
      Ausgleich" wird im Kapitel zur Su-22 dann eine MiG-21 gezeigt und als
      Su-22UM3k beschrieben), bleibt ebenso das Geheimnis des Autors wie die
      Wiederholung des bereits zwei Seiten vorher gezeigten Bilds einer landenden
      MiG-21U. Der Aussage "Auch hatte der Flugzeugführer nun auf dem Instrumentenbrett
      einen Bildschirm des Funkmeßvisiers" möchte man die Frage entgegenstellen:
      wo glaubt der Autor, war das entsprechende Gerät der MiG-21PF positioniert?
      Heiterkeit verursachte beim Rezensenten die Behauptung, daß mit der Anbringung
      eines Tarnanstrichs auf "den Geschwindigkeitsvorteil einer polierten
      Außenhaut [...] verzichtet" wurde. Und daß die geringe Reichweite der MiG-21
      zunächst (wie es später aussah, verrät der Autor nicht) durch die Leitung vom
      Boden aus kompensiert worden sei, provoziert die Frage, ob bei der Jägerleitung
      neben Steuerbefehlen auch Kraftstoff übertragen wurde. Auch fragt sich der
      Rezensent, der seinen Wehrdienst an der MiG-21bis leistete, welche "ganz
      spezielle Höhenschutzanzüge, die an Kosmonauten erinnerten" die
      "Piloten dieser MiG-Generation" getragen haben sollen. Und
      schließlich sollte jedem, der sich zumindest in Ansätzen Gedanken über
      ökonomische Aspekte von Rüstung gemacht hat, klar sein, daß bei einer in mehr als
      2000 Exemplaren produzierten MiG-21bis die Zelle nicht "mehrheitlich
      aus Titan" besteht. Diese Aufzählung ließe sich fast beliebig fortsetzen
      und ist verantwortlich dafür, daß der Rezensent beim Lesen der entsprechenden
      Kapitel mehrfach schallend loslachen mußte, bevor das Kopfschütteln wieder die
      Oberhand gewann. Übrigens sei an dieser Stelle noch angemerkt, daß die NVA
      keine Jagdgeschwader, sondern Jagdfliegergeschwader hatte. Interessant wäre es noch zu erfahren, wie der Autor auf die
      Zahl von 18000 gefertigten MiG-21 kommt. Angesichts von rund 10.600
      sowjetischen, knapp 200 tschechoslowakischen und knapp 500 indischen Maschinen
      müßten dann also in China fast 7000 J / F-7 gefertigt worden sein, was schicht
      illusionär ist. Angesichts dieser desolaten Darstellung seines "Leib-
      und Magenthemas" hat der Rezensent die Kapitel zu weiteren Typen nur
      überflogen, ist aber dennoch auf allerlei Merkwürdigkeiten gestoßen.
      Dazu gehört die unreflektierte Aussage, daß die LSK / LV mit der MiG-19
      "wenig Glück" gehabt hätten. Die erheblichen Verluste sowohl bei
      diesem Muster als auch bei den ersten Versionen der MiG-21 sind vor allem auf
      eine Überforderung der jungen Armee mit dieser damals sehr modernen und
      komplexen Technik zurückzuführen.
      Sprachlich leistet sich das Buch zahlreiche Schwächen, so griffen Mi-8TB "im
      Rudel" an und eine Su-22 "kommt von der Landung". Britische
      Journalisten arbeiten für die "Airforce Mounthly", was kein
      Druckfehler ist, da die Bezeichnung gleich zweimal auftaucht. Und natürlich war
      die An-2 nicht "der einzige Flugzeugtyp, der bis zum Ende der NVA [...] im
      Dienst stand", sondern der einzige, der vom Anfang bis zum Ende in deren
      Diensten flog.
      Walter Lehweß-Litzmann war kein Jagd-, sondern ein Kampfflieger und wie ihm die
      "Sowjets" eine posthum verliehene Auszeichnung (die deutsche Seite
      hielt ihn für tot) übergeben haben sollen, bleibt ein Geheimnis des Autors.Und, und, und ...
 Diese Mängel sind sicher nicht nur dem Autor anzulasten. Das
      Lektorat und die Bearbeitung im Verlag generell offenbaren (vorsichtig formuliert)
      Schwachstellen. Das wird schon deutlich, wenn auf dem Rücktitel von russischen
      MIG- statt von sowjetischen MiG-Jagdflugzeuge die Rede ist.
      Auch im Text ist die falsche Schreibung mit drei Großbuchstaben hin und wieder
      zu finden. Und wenn der Autor - dem Sprachgefühl des Rezensenten
      nach korrekt - Antonow mit "w" schreibt, sollte das dann auf dem Einband ebenfalls
      so geschrieben werden. Das Fazit am Ende des Buchs, das die Leistungen der Menschen
      würdigt, die die beschriebenen Flugzeuge und Hubschrauber gewartet und geflogen
      haben und nochmals die Randbedingungen deutlich macht, unter denen die die LSK / LV
      der NVA existierten, schließt das Buch versöhnlich ab, kann aber nicht die
      Defizite auf den gut 100 Seiten davor kompensieren. Wer einen allgemeinen
      Überblick über die Technik der DDR-Luftstreitkräfte sucht und dabei an vielen
      Stellen auf eine sachlich korrekte Darstellung verzichten kann (oder angesichts
      des vergleichsweise günstigen Preises will), mag mit diesem Buch auskommen.
      Jeder andere Leser sei auf die anderen einschlägigen Werke verwiesen, von denen
      sogar das 30 Jahre alte Erstlingswerk qualitativ weit besser ist.   |  
  
    |   
   Stefan Büttner / Martin KauleSpuren des Kalten Krieges. Bunker, Grenzen und Kasernen
 Mitteldeutscher Verlag 2017
   |  
    | 240 Seiten, Format 22.0 × 26.0 cm, 320 Abbildungen, ISBN 978-3-95462-784-4   |  
    | Spuren des Kalten Krieges? Mehr als ein Vierteljahrhundert
      nach dem Fall der Berliner Mauer, den Umbrüchen in ganz Osteuropa und
      schließlich dem Zerfall der Sowjetunion dürften diese weitgehend verschwunden
      sein - so sollte man meinen. Doch weit gefehlt: da diese Spuren zumeist in
      Beton gegossen sind und deshalb nicht von selbst verschwinden, sind sie noch
      immer zahlreich vorhanden. Und sie sind auch deshalb oft noch sichtbar, weil
      zwischenzeitlich vielerorts erkannt wurde, daß diese Spuren als wichtige
      Zeitzeugen und Mahnmale erhalten werden sollten. Mehr als 100 solcher Spuren stellen die Autoren vor. Daß es
      sich dabei bewußt um eine Auswahl handelt, macht deutlich, daß die Zahl der Hinterlassenschaften
      dieser Epoche wesentlich größer ist, als es ein Buch zu fassen vermag. Macht
      man sich klar, wieviel Arbeit von Hunderten, Tausenden oder gar Zehntausenden
      Menschen in den einzelnen Objekten steckt, wird deutlich, welche ungeheure
      Verschwendung menschlicher und technischer Ressourcen die jahrzehntelange
      Konfrontation zwischen Ost und West mit sich brachte.Liest man die Kapitel zu den Schutzbauwerken genauer, wird deutlich, welche
      ungeheueren Anstrengungen im Falle der Führungsbunker auf beiden Seiten
      unternommen wurden, um jeweils einer kleinen Personengruppe das Überleben eines
      Kernwaffenkriegs zumindest für einige Wochen zu ermöglichen. Doch was wäre dann
      mit den Überlebenden geschehen, die ihre Schutzbauten irgendwann hätten
      verlassen müssen, um die verbrauchten Ressourcen auszufüllen? Und was wäre mit
      den Millionen von Soldaten und Zivilisten passiert, für die nur zum Teil oder
      auch gar nicht solche Bunker existierten?
 Und führt man sich dann noch vor Augen, wie viele der beschriebene Objekte der
      Lagerung und dem Einsatz von Kernwaffen mit ungeheurem Vernichtungspotential
      dienten, wird klar, wie knapp die Menschheit während des Kalten Krieges einer
      Vernichtung - absichtlich oder auch versehentlich entgangen ist. Das sollte als
      Mahnung verstanden werden, eine solche Konfrontation zwischen Machtblöcken
      nicht wieder zuzulassen - und zwar ganz besonders hier in Europa, wo der Kalte Krieg
      am kältesten war, die meisten Spuren hinterlassen hat und angesichts der
      erneuten Ausgrenzung Rußlands womöglich vor einer Neuauflage steht.
 Besonders herauszustellen ist die Tatsache, daß die beiden
      Autoren mit "Spuren des Kalten Krieges" ein umfangreiches Werk
      abliefern, das in Zeiten des "Google-Journalismus" im wesentlichen
      auf eigenen Vor-Ort-Recherchen basiert. Das Abbildungsverzeichnis belegt dies
      ebenso wie die vielfältigen Details, die in den einzelnen Objektbeschreibungen
      enthalten sind. Die Autoren möchten das Buch - so ist es im Vorwort zu lesen
      - auch als Reiseführer verstanden wissen, der die Leser animiert, sich zu den
      beschriebenen Schauplätzen aufzumachen. Beim Rezensenten hat dies
      funktioniert: einige der beschriebenen Orte werden das Ziel künftiger Reisen
      sein. Ganz oben auf der Liste: das chinesische Luftfahrtmuseum Datatangshan,
      das hier im Buch unter dem Namen der nahegelegenen Basis Shahezhen geführt wird.
      Gut, daß zu jedem Eintrag GPS-Koordinaten angegeben sind, die eine eindeutigen
      Identifikation und Zielnavigation ermöglichen. Interessant ist es zu erfahren, daß mittlerweile auch
      zahlreiche einschlägige Objekte in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu
      besichtigen sind. Diesen hierzulande oft noch unbekannten Anlagen Rußland, der
      Ukraine, Kasachstan, Estland, Lettland und Litauen ist rund ein Siebentel des Buchs
      gewidmet. Oft wird der Leser verblüfft feststellen, daß er den
      beschriebenen Orten ganz nah war, an diesen vorbeigefahren ist und doch keine
      Ahnung hatte, was sich dort verbirgt. Hierzu zählt im Falle des Rezensenten die
      Bucht von Kotor in Montenegro, deren U-Boot-Stollen ihm bis zur Lektüre des
      Buchs verborgen blieben. Andererseits wird sich mancher Leser auch an eigene
      Reisen erinnert fühlen. So erging es dem Rezensenten beim GSSD-Hauptquartier in
      Wünsdorf, dem Flugzeugtunnel im albanischen Gjadër oder dem Objekt Vranica auf
      dem serbischen Flugplatz Batajnica (wofür aus unerfindlichen Gründen im Buch
      die Schreibweisen "Wraniza" und "Batajniza" verwendet
      werden). Aus der Sicht des MiG-21-Enthusiasten gehören die letzteren beiden auch
      zu den besonders interessanten Orten mit direktem Bezug zum Thema. Weitere sind
      das schon erwähnte chinesische Luftfahrtmuseum sowie die Flugplätze in Finow
      und Marxwalde (heute Neuhardenberg). Das Verständnis der historischen Randbedingungen der Entstehung
      des jeweiligen Objekts wird durch zeitgeschichtliche Abhandlungen befördert,
      die einzelnen Kapiteln vorangestellt sind. Wahrscheinlich hätte es die
      Lesbarkeit verbessert, wenn diese Voranstellungen länderweise erfolgt wären.
      Besonders deutlich wird dies im Falle von Island, wo einem Absatz zum Objekt
      zwei Seiten zum Land vorangestellt werden. Gewünscht hätte man sich, daß das Inhaltsverzeichnis nicht
      nur die erwähnten Länder, sondern tatsächlich auch alle Objekte beinhaltet. Das
      Ortsregister am Ende, das die Orte quasi im Fließtext auflistet, ist recht
      unübersichtlich. Schwächen offenbart das Lektorat, wenn im Text einmal vom
      sowjetischen "Präsidenten" Josef Stalin gesprochen wird, während das
      an anderer Stelle sein Titel als Generalsekretär der KPdSU korrekt benannt
      wird. Auch war es nicht Kroatien, das zur Zeit der Entstehung der Kaverne von
      Zeljava blockfrei war, sondern das damalige Jugoslawien. Dies sind nicht die
      einzigen mindestens unglücklichen Formulierungen im Text, die aber beileibe nicht
      den Wert des Buchs mindern - als Reiseführer und zeitgeschichtliche Abhandlung
      zugleich.   |  
    |     
   
        Martin JanoušekStříbrné Šípy (Silberpfeile) / MiG-21MF
 EDUARD MODEL ACCESSORIES, spol. s r.o. 2014 / 2016
 
 Bausatz Stříbrné Šípy
 Bausatz MiG-21MF Limited Edition
 
 
 |  
    | 88 bzw. 128 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Format: 21.0 x 29.7 cm   |  
    | 
        Jeder, der eine Sammelleidenschaft zu einem Thema entwickelt hat, hat vor allem eines im Auge: die Vollständigkeit der Sammlung. Um diese zu erreichen, muß der
        Sammler zuweilen ungewöhnliche Wege gehen, wenn es um Sammelobjekte geht, die ihrerseits ungewöhnlich sind. Für Bücher zum Thema MiG-21, um die es in der Sammlung
        des Autors geht, trifft dies beispielsweise dann zu, wenn sie im Buchhandel - auch dem internationalen - nicht erhältlich sind.
       
        Bei den beiden Büchern von Martin Janoušek über verschiedene Versionen der MiG-21 ist dies der Fall, denn diese sind jeweils Teil  eines Modellbausatzes von hohem
        Qualitätsanspruch (und damit entsprechendem  Preis). Wenn auch der Autor, der kein Modellbauer ist, nicht zu beurteilen mag, ob dieser Anspruch von den Bausätzen erfüllt
        wird - von den Büchern wird er es auf jeden Fall.  Sowohl das Buch zu den tschechoslowakischen "Silberpfeilen", also den  MiG-21 der zweiten und - je nach
        Betrachtungsweise - der dritten  Generation, die mit silberner Außenhaut ausgeliefert wurden als auch das  zu den MiG-21MF (das die MiG-21M mit einschließt) in der ČSSR
        sowie in  den Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei wären  gewiß auch ohne den Bausatz Bestseller. Jedes Buch bietet zahlreiche  historische Fotos, von denen viele dem
        Autor auch trotz langjähriger  Beschäftigung mit dem Thema noch unbekannt waren. Viele davon  dokumentieren "besondere Vorkommnisse", also Katastrophen und Havarien
        (Unfälle mit und ohne Todesopfer), die auch beim Einsatz in den  tschechoslowakischen Luftstreitkräften nicht ausblieben. Ebenso  interessant sind die zahlreichen Fotos und
        Zeichnungen von  Sonderbemalungen, die es - anders als bei den LSK / LV der DDR und den  anderen Luftstreitkräften des Warschauer Vertrags - bei den PVOS der  ČSSR
        offensichtlich während der gesamten Dienstzeit der MiG-21 gab.
       
        Erfreulich von den historisch interessierten sind die zahlreichen Erlebnisberichte von Beteiligten, darunter neben Flugzeugführern auch Techniker, der wichtige Teil des Personals,
        der oft vergessen wird. Dokumentiert werden ausführlich die einzelnen Lieferungen und ihre Verteilung auf die Regimenter. Daß der Text der Bücher im wesentlichen aus
        jeweils sehr umfangreichen Bildunterschriften und nur wenigen reinen Textpassagen besteht, erschwert zwar manchmal den Überblick, macht aber bei genauem Hinsehen den eigentlichen
        Wert der Publikationen aus, liefern diese Bildunterschriften doch über Erläuterungen des Bildinhalts hinaus wertvolle Hintergrundinformationen.
       
        Ganz besonders erfreulich für Leser ohne oder mit nur eingeschränkten Tschechisch-Kenntnissen ist eine englische Übersetzung des MiG-21MF-Buchs, die auf der
        Eduard-Website verfügbar ist. Es steht zu hoffen, daß diesen hochwertigen Bausatz-"Beilagen" weitere folgen.   |  
    |   
   Julian-André FinkeHüter des Luftraumes? Die Luftstreitkräfte der DDR im Diensthabenden System des Warschauer Paktes
 Militärgeschichte der DDR Band 18
 Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt
 Ch. Links Verlag 2010
   |  
    | 408 Seiten, 19 Abbildungen, Format: 14.8 x 21.0 cm, ISBN 978-3-86153-580-5   |  
    | Kaum ein Werk zur Militärgeschichte der DDR wurde bisher so aufgeregt
      kommentiert, wie das vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt
      herausgegebene Buch "Hüter des Luftraumes?". Dabei schlugen die Wellen
      bereits hoch, bevor das Buch überhaupt in den Handel kam. Größter Stein
      des Anstoßes war die Tatsache, daß ein Offizier der Bundeswehr, der
      zudem noch ein Kind war, als die DDR aufhörte zu existieren, sich der
      Geschichte der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung (LSK / LV) der NVA
      angenommen hatte. Gerade dieser Aspekt ist natürlich absurd: würde man
      von Historikern verlangen, Zeitzeugen des von Ihnen erforschten
      Geschehens zu sein, reichte die zeitgenössische Geschichtsschreibung
      nicht weiter zurück als bis zum Versailler Vertrag. Obwohl fast 20 Jahre vergangen sind, seit zum letzten Mal Flugzeuge
      mit dem Hoheitskennzeichen der DDR starteten, sind in der Zwischenzeit
      nur wenige nennenswerte Beiträge zur Aufarbeitung der Geschichte dieser
      - gerade nach heutigen Maßstäben - durchaus nicht kleinen
      Teilstreitkraft entstanden. 1992 erschien mit dem Buch "Die andere
      deutsche Luftwaffe" von Wilfried Kopenhagen die erste Gesamtdarstellung
      der Thematik, wenn auch der zeitliche Abstand zum Geschehen noch zu kurz
      war, um alle Aspekte der Luftstreitkräfte im östlichen Teil Deutschlands
      ausgewogen darzustellen. Trotzdem gebührt dem viel zu früh verstorbenen
      Autor das Verdienst, sich als erster den LSK / LV in diesem Umfang
      gewidmet zu haben. Wie hoch die Leistung des ehemaligen
      NVA-Militärjournalisten Kopenhagen einzuschätzen ist, zeigt die
      Tatsache, daß sein Werk - unter dem Titel der späteren Ausgabe "Die
      Luftstreitkräfte der NVA" - von Buchautor Finke an zahlreichen Stellen
      zitiert wird.Die Hauptakteure selbst - ehemalige Offiziere der LSK / LV - schwiegen
      oder beschränkten sich auf Abhandlungen zu Details ihrer einstigen
      Tätigkeit. Erst 2009 legten frühere Kommandeure mit dem Buch "Erlebtes
      und Geschaffenes" eine Darstellung der Thematik aus ihrer Sicht vor. Dem
      Werk, das im Stile einer Chronik aus NVA-Zeiten verfaßt wurde und das in
      unveränderter Form auch vor der Wende hätte veröffentlicht werden
      können, fehlt allerdings jegliche kritische Selbstreflexion.
 Das im März 2010 erschienene Buch "Hüter des Luftraumes?" will
      allerdings keine Gesamtdarstellung der Entwicklungsgeschichte der LSK / LV
      sein, sondern untersucht die Souveränität der DDR anhand des Merkmals
      Lufthoheit. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Autor Finke weist
      schlüssig nach, daß die Lufthoheit der DDR anfangs nicht existent und
      zum Ende immer noch stark eingeschränkt war, wobei der
      Verantwortungszuwachs des Militärs der DDR sowohl dessen gewachsenen
      Fähigkeiten und Selbstbewußtsein als auch der zunehmenden ökonomischen
      Schwächung der Sowjetunion geschuldet ist. Die fehlende Souveränität
      entspricht durchaus dem Erleben eines jeden DDR-Bürgers, auch wenn
      Militärangehörige, die wie der Rezensent an untergeordneter
      Stelle im DHS standen, angesichts der zahlreichen Alarmierungen und der
      ständigen hohen Bereitschaftsstufen das Gefühl haben mußten, daß der
      Schutz des Luftraums der DDR ganz allein auf den Schultern der LSK / LV
      ruht. Bei seinen Recherchen greift der Autor im wesentlichen auf Dokumente
      der LSK / LV selbst zurück, die im Bundesarchiv / Militärarchiv verfügbar
      sind. Auf Grund dieser Tatsache und nicht zuletzt der Fülle des
      eingearbeiteten und zitierten Materials ist allerdings doch eine
      Geschichte der LSK / LV entstanden, die zudem - hier wird die Voreiligkeit
      der anfangs erwähnten Kritiker deutlich - über weite Bereiche die eigene
      Sicht der DDR-Luftstreitkräfte darstellt. Die massive Verwendung von
      NVA-Quellen stellt aber auch ein Problem dar - vielen Schlußfolgerungen
      des Autors, die auf den eher spärlich zitierten westlichen Quellen
      beruhen, fehlt so die Legitimation durch entsprechend ausführliches
      Material der anderen Seite. Auch wird die Allgemeingültigkeit einiger
      Aussagen zu den LSK / LV dadurch eingeschränkt, daß nur Quellen zu
      ausgewählten Einheiten berücksichtigt wurden, was aber angesichts der
      Zielstellung durchaus legitim ist. Kleinere Schwächen leistet sich das
      Werk bei Aussagen zur Technik, die zudem zuweilen auf zweifelhaften
      Quellen basieren. Demjenigen, der zur Gewinnung der genannten Erkenntnis das Studium
      von mehr als 300 Seiten Text scheut, sei die Lektüre der beiden
      abschließenden Kapitel empfohlen. Im vorletzten Abschnitt arbeitet Autor
      Finke zunächst heraus, daß auch die BRD auf Grund alliierter
      Vorbehaltsrechte das Air Policing bis zum Abschluß des
      Zwei-plus-Vier-Vertrags 1990 nicht in nationaler Verantwortung
      durchführen konnte und demzufolge nicht nur die DDR in ihrer
      Souveränität massiv eingeschränkt war, stellt aber zugleich klar daß
      sich die Strukturen und Mechanismen von Warschauer Vertrag und NATO
      sowie die Einflußmöglichkeiten der beiden deutschen Staaten innerhalb
      ihrer Bündnisse unterschieden. In den Schlußbetrachtungen schließlich
      faßt er die Ergebnisse seiner Recherchen auf wenigen Seiten stringent
      zusammen und arbeitet dabei nochmals auch Absurditäten heraus, wie die
      Tatsache, daß die Entscheidung über die Vernichtung von
      Luftraumverletzern ausschließlich dem Oberkommandierenden der Gruppe der
      sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) zustand, die DDR aber
      für diese Handlungen die völkerrechtliche Verantwortung zu tragen hatte.
      Die durch den Titel des Buchs implizierte Frage, ob die LSK / LV
      tatsächlich "Hüter" des eigenen Luftraumes waren, beantwortet der Autor
      hinsichtlich des eigenen Beitrags der DDR zum DHS positiv, um aber
      gleich anzufügen, daß die Luftstreitkräfte der NVA eben nicht Herren im
      eigenen Haus waren. Ein lesenswertes Buch, das deutlich macht, wie sehr die Souveränität
      der DDR in politischen und militärischen Fragen eingeschränkt war.
      Interessant wäre es, die Beurteilungen des Handelns führender
      politischer und militärischer Repräsentanten der DDR, wie sie z.B. in
      den Mauerschützenprozessen vorgenommen wurden, unter diesem Aspekt einer
      Neubewertung zu unterziehen. Aber das ist dann schon wieder Stoff für
      ein neues Buch ...   |  
    |   
   Lutz Freundt (Hrsg.), Stefan BüttnerRote Plätze
 Russische Militärflugplätze
 Deutschland 1945 - 1994
 Fliegerhorste - Aerodrome - Militärbrachen
 Aerolit-Verlag 2007
   |  
    | 300 Seiten, 575 Abbildungen, darunter 110 Luftbilder, Format: 26 x 20 cm,ISBN: 978-3-93552-511-4
   |  
    | Die erste wirklich umfassende Darstellung zur Thematik der sowjetischen / russischen Militärflugplätze in Deutschland beleuchtet nicht nur die
      Stationierung von Fliegertruppenteilen und ihrer Technik, sondern geht vor allem intensiv auf Entwicklung, Gestaltung und
      Funktion der Infrastrukturelemente (Flugbetriebsflächen, Gebäude und Schutzbauten) ein. Hervorzuheben ist besonders die Systematik, mit der sich die Autoren des Themenkomplexes annehmen: Beginnend mit den sowjetisch besetzten Flugplätzen in
      den früheren deutschen Ostprovinzen sind die Flugplatzbeschreibungen nach Regionen gegliedert. Den Kapiteln zu den Objekten in der SBZ, DDR und
      BRD wurde eine systematisierende Beschreibung der Infrastrukturelemente vorangestellt, die das Verständnis der folgenden Kapitel erleichtert. Die
      einheitliche Gliederung aller Flugplatzbeschreibungen in die Punkte Lage, Start- und Landebahn, Geschichte, Infrastruktur,
      Betrieb (stationierte Truppenteile / Flugzeugtypen) sowie Nachschau und die durchgängige(!) Hinterlegung dieser Aspekte mit Fakten
      verdeutlicht, welche ungeheure Menge an Material die Autoren bei ihren Recherchen zusammengetragen haben. Dem hohen Anspruch, den sich die Autoren im Vorwort auch und gerade in Abgrenzung von der heutigen Hobby- und massenmedialen Geschichtsschreibung stellen,
      wird das Werk in vollem Umfang gerecht.   |       |  |  |