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 MiG-21-Abschied Chandigarh (Indien) 2025

Mit einer eindrucksvollen Zeremonie am 26. September 2025 hat sich Indien von der MiG-21 verabschiedet, dem Kampfflugzeug, das in der öffentlichen Wahrnehmung des Landes präsent war wie kein zweites. Von den einen für seine Rolle im siegreichen Krieg mit Pakistan 1971 gepriesen, von den anderen als fliegender Sarg verunglimpft, dominierte die MiG-21 jahrzehntelang das Inventar der Indian Air Force (IAF) und bildete bis zur Einführung neuerer Typen deren Speerspitze.

Dort, wo die indische MiG-21-Saga begann, endete sie auch: in Chandigarh, der gemeinsamen Hauptstadt der Bundesstaaten Punjab und Haryana gut 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Neu Delhi. Dort, wo heute der 12 Wing der IAF Transportflugzeuge der Typen Il-76 und An-32 sowie Chinook-Hubschrauber betreibt, wurde am 1. März 1963 mit MiG-21 die No. 28 Squadron "The First Supersonics" aufgestellt. Von insgesamt 28 Squadrons und rund 900 Maschinen waren zuletzt noch zwei aktive Einheiten, die No 23 Squadron "Panthers" und die No 3 Squadron "Cobras" mit insgesamt knapp 40 Maschinen auf der Basis Nal / Bikaner übriggeblieben.

Maschinen dieser beiden Einheiten hatten in Vorbereitung der lange angekündigten und schließlich auf den 26. September terminierten Veranstaltung eine Sonderbemalung in Form einer großen indischen Flagge am Seitenleitwerk erhalten und waren bereits Anfang September nach Chandigarh verlegt worden. So war also abzusehen, daß sich die Indian Air Force von ihrem über Jahrzehnte wichtigsten Kampfflugzeug gebührend verabschieden würde. Was dann tatsächlich passierte, dürfte die meisten Erwartungen dann doch übertroffen habe. Während es bei den letzten europäischen Nutzern - Rumänien und Kroatien - nur zu verschämten Abschiedsfeiern bzw. zu gar keiner offiziellen Veranstaltung reichte, hat Indien das Ende von 62 Jahren MiG-21-Betrieb mit großem Pomp und zahlreichen hochrangigen Gästen gefeiert. Verteidigungsminister Rajnath Singh, Chief of Defence Staff Anil Chauhan, die Kommandeure von Landstreitkräften und Marine, General Upendra Dwivedi und Admiral Dinesh Tripathi sowie sechs frühere Kommandeure der IAF nahmen an der Veranstaltung teil. Und der aktuelle Chief of Air Staff (CAS, Luftwaffenchef) Air Chief Marshal AP Singh, flog der Abschiedsformation voran.

Eröffnet wurde das Programm durch das Fallschirmsprungteam der IAF "Akash Ganga". Kaum waren die Springer mit Ihren Flaggen gelandet, starten, angeführt von ACM Singh, insgesamt sieben MiG-21 Bison für die nachfolgenden Flugvorführungen. Nach einer spektakulären Exerzier-Vorführung einer Parade-Einheit, bei der Gewehre mit aufgepflanztem Bajonett durch die Luft flogen und gekonnt gefangen wurden, schoß zunächst eine Dreierformation der MiGs über die Bahn, aus der die Maschine des Luftwaffenkommandeurs nach oben ausscherte, um anschließend wieder zu landen. Die beiden verbleibenden Maschinen kreisten über der Basis und attackierten dann "angreifende" Jaguar-Jagdbomber. Kaum waren die "Angreifer" vertrieben, näherte sich eine große Formation, bestehend aus drei weiteren MiG-21, flankiert von zwei LCA Tejas und gefolgt den BAe Hawk des Kunstflugteams "Surya Kiran", die die indischen Farben an den Himmel malten. Nachdem die beiden Exemplare des MiG-21-Nachfolgers LCA Tejas nach oben davongezogen wareb, kamen die MiG-21 einzeln zur Ladung, während das Kunstflugteam über dem Platz sein Programm abspulte.

Dann war es Zeit für den feierlichen Höhepunkt. Die MiG-21, die bis dahin am Ende der Bahn warteten, rollten paarweise zur Tribüne und unter dem traditionellen Wassersalut zweier Feuerwehrfahrzeuge hindurch. Als alle sechs Maschinen ihre Parkposition erreicht hatten, wurden auf Kommando die Triebwerke abgestellt. Die Piloten stiegen aus, traten vor Verteidigungsminister und CAS, machten Meldung und damit war der 62 Jahre dauernde Einsatz der MiG-21 bei der Indian Air Force Geschichte.

Anschließend hatten die geladenen Gäste und zahlreichen Besucher - darunter viele Veteranen des indischen MiG-21-Einsatzes - Gelegenheit, hautnahen Abschied zu nehmen. Neben den sechs Maschinen aus dem Flugprogramm waren jeweils ein Doppelsitzer MiG-21UM und eine MiG-21 Bison mit ihrem gesamten und durchaus beindruckenden Bewaffnungsspektrum aufgereiht. Tausende von Fotos entstanden und trugen dazu bei, daß dieser besondere Tag der in der Geschichte der Indian Air Force unvergeßlich bleibt.

Zum Auftakt der Veranstaltung landen die Springer des IAF-Fallschirmteams "Akash Ganga" vor der Tribüne.

 

Der Chef vornweg: Air Chief Marshal AP Singh führt die startenden MiG-21 an.

 

Die sechs weiteren Maschinen folgen paarweise.

 

Fliegende Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten. Vor dem Überflug der MiGs zeigen indische Paradesoldaten spektakuläre Vorführungen.

 

Zwei fliegen weiter, der Luftwaffenchef schießt nach oben davon.

 

Zwei Jaguar-Jagdbomber "greifen den Flugplatz an", die MiGs im Hintergrund fangen sie ab.

 

Der Himmel voller Flugzeuge: drei MiG-21, zwei LCA Tejas und neun BAe Hawk bilden die Abschlußformation.

 

Die letzte Landung einer indischen MiG-21? Gerüchteweise war am Rande der Veranstaltung zu hören, daß ein Weiterbetrieb einiger Maschinen als historische Staffel denkbar ist.

 

Wassersalut zum Abschied: paarweise rollen die MiG-21 ihrem letzten Standplatz zu.

 

Überall war zu sehen, daß das Herz von Piloten und Technikern an ihren MiGs hängt: Static Display, liebevoll arrangiert mit Beschriftung aus Granatpatronen und Gurtgliedern. Im Hintergrund ist das eindrucksvolle Waffenarsenal der MiG-21 Bison zu sehen.

 

Erinnerungsfotos allenthalben: viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich ein letztes Mal mit aktiven Exemplaren des Flugzeugs fotografieren zu lassen, an dem sie lange Jahre gearbeitet hatten.

 

Auch der Autor ließ es sich nicht entgehen, noch einmal vor einer indischen MiG-21 fotografiert zu werden. Die letzte (und einzige) Gelegenheit davor liegt schon mehr als 20 Jahre zurück und bot sich bei der Aero India 2003, als die MiG-21 Bison gerade in die Truppe kam.

 

Mit rekordverdächtigen 4306 Flugstunden und 6316 Flügen auf der MiG-21 ist Air Commodore a.D. SS Tyagi ein begehrter Gesprächspartner bei der Veranstaltung.

 

Chandigarh, wo die indische MiG-21-Saga begann und endete, ist heute Standort eines großen Teils der indischen Transporterflotte.

 

Andenken an einen ohnehin schon unvergeßlichen Tag: jeder Medienvertreter erhielt zum Abschluß der Veranstaltung eine ganze Tasche voller MiG-21-Memorabilia.

Der Autor dankt Brigadier Amit Prakash Singh und Wing Commander Jaideep Singh für ihre Unterstützung.